Nunmehr befinden wir uns nicht mehr im Nizza des Nordens, sondern in einer südwestdeutschen Universitätsstadt im, sagen wir im September. Langsam senkt sich die Sonne über dem Fluss, die Weinberge der Vororte leuchten gülden und die Bewohner der Stadt schicken sich an, ihren feierabendlichen Aktivitäten nachzukommen. Und doch: in der Universität brennt noch Licht. 23 blasse Forscher_Innen sitzen beieinander und lauschen gebannt folgenden Worten: „änt sen, se wäri äprehänsion of Fukos soot kän onli konsida itts fräkmentäry keräkta, se refjusal of a hollitstik inseit änt, as a mätta of fekt, its imbädenment into althussers konzäpt of se osa“.
Na, wo sind wir? Richtig! Auf der Jahrestagung einer Jahrestagung eines beliebigen deutschen geisteswissenschaftlichen Faches. Welche Sprache dies war? Nun, es ist ostwestfälisches Englisch. Warum diese Sprache dort gesprochen wird? Das weiß auch niemand so genau. Es versteht ohnehin niemand den anderen.
Doch schauen wir mal ganz genau hin. Wer sitzt denn dort beieinander? Und was haben diese Leute an? Und warum haben Sie das an? How to do things with clothes, Kleidung als performativer Akt, sotusei. Versuchen wir eine kleine kultursemiotische Charakterisierung der vestimentären Sitten der deutschen Universität:
1. Die Reinkarnation des Michel F.
Michel F. ist der Denker, der die Geisteswissenschaften wie kein anderer revolutioniert hat. Seine Fragen finde ich ziemlich genial: es geht um die Einengung des Individuums durch sich konstituierende staatliche Machtorgane, die Individualität und Differenz nivellieren.
Doch Michel F. war darüber hinaus ein ziemlicher Volldepp. So hatte er die exzellente Idee (als schwuler Mann!), diese hervorragende, freiheitsbringende emanzipatorische Islamische Revolution im Iran zu unterstützten. Bien joué, Michel!
Foucault war ein Schnösel, er fuhr einen Jaguar mit weißen Ledersitzen und die teuersten Anzüge. (Der fortgeschrittene Imperialismus des 21. Jahrhunderts zwingt Schnösel dazu, Hollandrad zu fahren und ihre Kaschmir-Pullover im Schlussverkauf zu kaufen: Verarmung der Mittelschichten!).
Michel F, wirkt bis heute in jeder Hinsicht stilbildend: Vier der anwesenden Männer haben eine Glatze und eine coole schwarze Brille. So voll intellektuell. Und sie haben schwarze Anzüge an. Die aber schlecht sitzen. Und gerne, ein wenig wie in Miami Vice, hautenge T-Shirts zum Anzug. Grrrrr! Werfen wir einen Blick auf die Socken: ha, erwischt! Cremefarbene Socken zu schwarz! Leider daneben! Und am Handgelenk ein Werbegeschenk der Frankfurter Rundschau. Wieso denn auch dafür Geld ausgeben? Diese Liste könnte beliebig weiter geführt werden.
Einen dieser Hobby-Fs kenne ich näher. Er leidet darunter, nicht schwul zu sein. Und betont in meiner Gegenwart immer, wie so voll queer er ist. Da muss er nicht. Ich stehe auf Männer. Mit ein bisschen Selbstironie. Und nicht auf Michel F. und Epigonen. Die nehmen sich zu wichtig.
2. Die Reinkarnation der Berkeley-Lesbe
Das Pendant zu Michel F. ist die Lesbe (im folgenden Lespe genannt) oder Lesboide (Lespoide). Sie hat natürlich kurze Haare, Achseln, kein BH, das Übliche… Die Universitäts-Lespe weist indessen einige Besonderheiten auf. Zunächst ihre Liebe zu Outdoor-Klamotten, sommers wie winters trägt sie unermüdlich The North Face und Jack Wolfskin, gerade so als wolle sie nach der Vorlesung noch mal gerade den K1 besteigen. Und natürlich ist sie die die intriganteste Kuh von allen, denn wer gegen sie ist, ist xyz- phob. Und überhaupt gegen die ganzen tollen anderen Frauen im Kampf gegen alle –ismen, in deren Namen sie spricht und die sie moralisch bemächtigen, ihre Student_Innen wüst zu beschimpfen, wenn diese einfach wieder so unpolitisch sind und in den Semesterferien Hausarbeiten schreiben (wie unterwürfig!) oder Geld verdienen (Angestelltenmentalität!), um im Semester drauf Miete und Essen zu bezahlen. Und gute Noten haben zu wollen, ist auch so erbärmlich!
Na, wo sind wir? Richtig! Auf der Jahrestagung einer Jahrestagung eines beliebigen deutschen geisteswissenschaftlichen Faches. Welche Sprache dies war? Nun, es ist ostwestfälisches Englisch. Warum diese Sprache dort gesprochen wird? Das weiß auch niemand so genau. Es versteht ohnehin niemand den anderen.
Doch schauen wir mal ganz genau hin. Wer sitzt denn dort beieinander? Und was haben diese Leute an? Und warum haben Sie das an? How to do things with clothes, Kleidung als performativer Akt, sotusei. Versuchen wir eine kleine kultursemiotische Charakterisierung der vestimentären Sitten der deutschen Universität:
1. Die Reinkarnation des Michel F.
Michel F. ist der Denker, der die Geisteswissenschaften wie kein anderer revolutioniert hat. Seine Fragen finde ich ziemlich genial: es geht um die Einengung des Individuums durch sich konstituierende staatliche Machtorgane, die Individualität und Differenz nivellieren.
Doch Michel F. war darüber hinaus ein ziemlicher Volldepp. So hatte er die exzellente Idee (als schwuler Mann!), diese hervorragende, freiheitsbringende emanzipatorische Islamische Revolution im Iran zu unterstützten. Bien joué, Michel!
Foucault war ein Schnösel, er fuhr einen Jaguar mit weißen Ledersitzen und die teuersten Anzüge. (Der fortgeschrittene Imperialismus des 21. Jahrhunderts zwingt Schnösel dazu, Hollandrad zu fahren und ihre Kaschmir-Pullover im Schlussverkauf zu kaufen: Verarmung der Mittelschichten!).
Michel F, wirkt bis heute in jeder Hinsicht stilbildend: Vier der anwesenden Männer haben eine Glatze und eine coole schwarze Brille. So voll intellektuell. Und sie haben schwarze Anzüge an. Die aber schlecht sitzen. Und gerne, ein wenig wie in Miami Vice, hautenge T-Shirts zum Anzug. Grrrrr! Werfen wir einen Blick auf die Socken: ha, erwischt! Cremefarbene Socken zu schwarz! Leider daneben! Und am Handgelenk ein Werbegeschenk der Frankfurter Rundschau. Wieso denn auch dafür Geld ausgeben? Diese Liste könnte beliebig weiter geführt werden.
Einen dieser Hobby-Fs kenne ich näher. Er leidet darunter, nicht schwul zu sein. Und betont in meiner Gegenwart immer, wie so voll queer er ist. Da muss er nicht. Ich stehe auf Männer. Mit ein bisschen Selbstironie. Und nicht auf Michel F. und Epigonen. Die nehmen sich zu wichtig.
2. Die Reinkarnation der Berkeley-Lesbe
Das Pendant zu Michel F. ist die Lesbe (im folgenden Lespe genannt) oder Lesboide (Lespoide). Sie hat natürlich kurze Haare, Achseln, kein BH, das Übliche… Die Universitäts-Lespe weist indessen einige Besonderheiten auf. Zunächst ihre Liebe zu Outdoor-Klamotten, sommers wie winters trägt sie unermüdlich The North Face und Jack Wolfskin, gerade so als wolle sie nach der Vorlesung noch mal gerade den K1 besteigen. Und natürlich ist sie die die intriganteste Kuh von allen, denn wer gegen sie ist, ist xyz- phob. Und überhaupt gegen die ganzen tollen anderen Frauen im Kampf gegen alle –ismen, in deren Namen sie spricht und die sie moralisch bemächtigen, ihre Student_Innen wüst zu beschimpfen, wenn diese einfach wieder so unpolitisch sind und in den Semesterferien Hausarbeiten schreiben (wie unterwürfig!) oder Geld verdienen (Angestelltenmentalität!), um im Semester drauf Miete und Essen zu bezahlen. Und gute Noten haben zu wollen, ist auch so erbärmlich!
Ihr Alleinstellungsmerkmal aber ist die Sandale (Trecking), im Sommer ohne Strümpfe, dafür mit ungeschnittenen Nägeln und 12 cm Hornhaut, im Winter mit Strümpfen (mindestens zwei Paar)… wobei ich bis heute nicht weiß, welche der Varianten ich bevorzuge.
3. Jung im Hosenanzug
Die Lespen-Generation ist im Begriff, emeritiert zu werden. Ouffff, könnte man da sagen, vielleicht zieht endlich mal ein wenig Vernunft ein! Doch Obacht, ihr Ziel ist erreicht: HEGEMONIE! Seit 15 Jahren kann man kein geisteswissenschaftliches Seminar mehr betreten, ohne dass man mit so voll queeren Theorien zugetextet wird. Und wehe dem, der diese in Frage gestellt. Da wird aber Frau Prof S. GGGGAAANZ BÖSE, wenn man sich so hartnäckig der Wahrheit (welche ganz plötzlich kein Konstrukt der Herrschenden mehr ist) verweigert. Torquemada war ein Waisenbub dagegen!
So voll innovative (!!) Theorien sind jetzt Mainstream geworden. Dissidenz ist konform, wie es jüngst Kollege Damien ausdrückte. Seitdem schlägt die große Stunde der Hosenanzüge. Hosenanzüge bei Nachwuchswissenschaftlerinnen sind die Mao-Hemden des Wissenschaftsbetriebs, die emsigen kleinen Bienen, die nun die frohe Botschaft in die Welt hinaustragen, sind sonderbarerweise alle in Hosenanzüge gehüllt. Sie sind die Doktorandinnen der Lespen. Vielleicht tragen sie Hosenanzüge, weil das Unbehagen der Geschlechter dort besser zum Ausdruck kommt, man schreibt sich in nicht so binäre Geschlechterstrategien ein, ist weniger einengend, rechts, faschistisch. Wobei mir noch einfach niemand erklären konnte, warum alle Nachwuchswissenschaftlerinnen so unglaublich dicke Hintern haben. Und so lange Zähne! Als gelte es, diesen genialen Fortschritt mit Klauen und Zähnen zu verteidigen.
Vielleicht lauschen wir noch kurz dem Vortrag. Und beschäftigen uns nächste Woche weiter mit Vestimentärem, denn „se päradeim of lukism, se mir konzeräschn on the füsikal äsepekt of a jumain biing, häs to be konsidad as se vörst stäp to fäschism and inhumänity. We sus belief that heterotopia …“
(more to come)
3. Jung im Hosenanzug
Die Lespen-Generation ist im Begriff, emeritiert zu werden. Ouffff, könnte man da sagen, vielleicht zieht endlich mal ein wenig Vernunft ein! Doch Obacht, ihr Ziel ist erreicht: HEGEMONIE! Seit 15 Jahren kann man kein geisteswissenschaftliches Seminar mehr betreten, ohne dass man mit so voll queeren Theorien zugetextet wird. Und wehe dem, der diese in Frage gestellt. Da wird aber Frau Prof S. GGGGAAANZ BÖSE, wenn man sich so hartnäckig der Wahrheit (welche ganz plötzlich kein Konstrukt der Herrschenden mehr ist) verweigert. Torquemada war ein Waisenbub dagegen!
So voll innovative (!!) Theorien sind jetzt Mainstream geworden. Dissidenz ist konform, wie es jüngst Kollege Damien ausdrückte. Seitdem schlägt die große Stunde der Hosenanzüge. Hosenanzüge bei Nachwuchswissenschaftlerinnen sind die Mao-Hemden des Wissenschaftsbetriebs, die emsigen kleinen Bienen, die nun die frohe Botschaft in die Welt hinaustragen, sind sonderbarerweise alle in Hosenanzüge gehüllt. Sie sind die Doktorandinnen der Lespen. Vielleicht tragen sie Hosenanzüge, weil das Unbehagen der Geschlechter dort besser zum Ausdruck kommt, man schreibt sich in nicht so binäre Geschlechterstrategien ein, ist weniger einengend, rechts, faschistisch. Wobei mir noch einfach niemand erklären konnte, warum alle Nachwuchswissenschaftlerinnen so unglaublich dicke Hintern haben. Und so lange Zähne! Als gelte es, diesen genialen Fortschritt mit Klauen und Zähnen zu verteidigen.
Vielleicht lauschen wir noch kurz dem Vortrag. Und beschäftigen uns nächste Woche weiter mit Vestimentärem, denn „se päradeim of lukism, se mir konzeräschn on the füsikal äsepekt of a jumain biing, häs to be konsidad as se vörst stäp to fäschism and inhumänity. We sus belief that heterotopia …“
(more to come)
Hi, hi! Ja, das kenn ich, besonders den Sandalen- und Outdoorlook. Wobei die Hetero-GeWis meiner Erfahrung nach nicht anders rumlaufen. Irgendwie ist es wohl reaktionär sich hübsch anzuziehen. Das machen nur "BWL-Fuzzis".
AntwortenLöschenDas stimmt, aber auch dort gibt es verschiedene kategorien. Es gibt auch ne Menge schwule Gewis, die einfach unterirdisch schlecht gekleidet sind. Ich persönlich finde, es ist ein Zeichen des Respekts meinem Fach und meinen Studenten gegenüber, geduscht, gekämmt und gebügelt im Seminar aufzulaufen...
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