Montag, 12. Juli 2010

Elemente einer liberalen Hochschulreform



Im Nizza des Nordens wird derzeit heftig über den Bau einer privaten Hochschule gestritten, welche als Ableger der European Business School in Oestrich-Winkel der Stadt NdN den ersehnten Titel einer Universitätsstadt einbringen soll. Der Bau ist übrigens ganz bei mir in der Nähe und wird hoffentlich zur Gentrifizierung eines im Niedergang befindlichen Viertels beitragen.
Die Entscheidung des Landes, diesen Bau mit 30 Millionen Euro zu fördern, fällt zusammen mit rigiden Sparmaßnahmen an öffentlichen Universitäten, welche ohnehin schon von recht desolat sind. Mein Freund arbeitet im Soziologenturm in Frankfurt und die Arbeitsbedingungen sind absolut unterirdisch.
Wie wäre es denn, würde man Universitäten grundsätzlich und kompromisslos privatisieren und als Unternehmen führen? Also den Unterschied zwischen staatlichen und privaten Unis völlig aufgeben? Eine feine Sache für meine Begriffe, der Markt kann es immer besser als der Staat. Auf dem Weg dorthin, ein paar Überlegungen zu einer Liberalisierung eines maroden Hochschulwesens.

1. Raus aus dem TvÖD! Raus aus dem Beamtentum!
Der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes ist Kommunismus in Reinkultur. Weg damit! Für Lohnverhandlungen wie in der Wirtschaft!

2. Schlanke Verwaltung
Die Verwaltung ist zum Selbstzweck geworden, sie ist lähmend, sinnlos und zeitraubend! Einfach mal 4 Jahre Einstellungsstopp und es wird um einiges glatter laufen !

3. Keine Lerngruppe mit mehr als 15 Leuten.
Und keine Vorlesungen mehr, die sind seit Gutenberg eigentlich hinfällig! Und jede Uni darf sich ihre Studierenden selbst aussuchen.

4. Studiengebühren? Her damit!
Selten war eine Maßnahme so sozial wie Studiengebühren für alle, die mit einem System an Stipendien für Begabte abgefedert werden. Warum sollen meine netten Nachbarn für ihren Sohn horrende Kita-Gebühren zahlen, wenn an den Unis zu viele Leute lustlos für wenig Geld vor sich hin studieren.

5. Alle Fächer sind von Belang.
Orchideenfächer? Gibt’s nicht! Koreanisch ist genauso wichtig wie VWL, Lettisch und Katalanisch wie Physik. Wir brauchen flexible Wege in den Beruf, Trainee-Programme und Training on the job. Es führen ganz viele Wege überall hin und man sollte keinen verbauen. Es gibt bestimmt super Manager auch unter Philosophie und Literaturstudenten.

6. Die Habilitation abschaffen! Ganz! Radikal!
Natürlich sage ich das nicht ganz uneigennützig! Doch die Habilitation ist der letzte Überrest einer Vasallenmentalität der Ordinarien, die nach Gutsherrenart über ihre Mitarbeiter verfügen und deren Forschungsenergie in Anspruch nehmen. Alle „normalen“ Länder dieser Welt haben keine Habil mehr. Also bitte….

Und nicht vergessen: 3. Dienstklassen

Assistenzprofessor, Assoziierter und Voller Professor.

Keine Akademischen Oberräte, Lehrkräfte für was weiß ich für Aufgaben, Wissenschaftliche Assistenten und Oberassistenten und Gott weiß was.
Kein Lehrdeputat über 8 SWS, dafür wird die Hälfte des Gehalts über Forschung und Evaluierung der Lehre berechnet.

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